Gentechnik in Ulm : EU will Kennzeichnung von genveränderten Lebensmitteln abschaffen: Wie Ulm sich dagegen wehrt

SWP Ulm – 11.10. 2023 – ein Artikel von Carolin Stüwe

Gentechnik in Ulm : EU will Kennzeichnung von genveränderten Lebensmitteln abschaffen: Wie Ulm sich dagegen wehrt
Regionale Organisationen wie das Genfrei-Bündnis und das Bündnis für Artenvielfalt haben eine klare Meinung zu den Plänen der EU-Kommission. Womit die Verbraucher rechnen müssen.

 

Die Unterzeichner der Ulmer Erklärung (von links): Harald Ebner (MdB für die Grünen), Wolfgang Schleicher (kath. Landvolk), Annemarie Volling (Gentechnik-Expertin des AbL), Martin Häusling (MdEP für die Grünen), Theo Düllmann (Genfrei Ulm), Robert Jungwirth (BUND), Daniela Wannemacher (BUND-Expertin Gentechnik), Michael Joukov (MdL der Grünen), Jana Rettig (BUND-Geschäftsführerin). © Foto: Privat

Laut Vorschlag der EU-Kommission soll ein Großteil künftiger Gentechnik-Lebensmittel nicht mehr gekennzeichnet und keiner Risikoprüfung mehr unterzogen werden. Diesem Plan erteilen nicht nur Lebensmittelunternehmen von Rewe Group bis Rapunzel Naturkost eine deutliche Absage. Sondern auch in Ulm haben sich Organisationen wie das regionale Genfrei-Bündnis klar dagegen ausgesprochen. Mehr noch: Im vollbesetzten Saal des Gewerkschaftshauses wurde die „Ulmer Erklärung“ unterzeichnet – mit vier Forderungen:

Wahlfreiheit der Verbraucher weiterhin erhalten

  • Die Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher muss erhalten bleiben
  • Gentechnikfreie Landwirtschaft muss auch künftig möglich sein
  • Eine Risikoprüfung für alle gentechnisch veränderten Organismen (GVO) muss beibehalten werden
  • Einschränkungen der Züchtung durch Patente müssen verhindert werden

Ansonsten drohe eine Vernichtung der ökologischen und insgesamt gentechnikfreien Landwirtschaft auf EU-Ebene „und damit auch in unserer Region“, sagte Theo Düllmann vom bereits 2008 gegründeten regionalen Genfrei-Bündnis Ulm. Es komme noch schlimmer, betonte Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, eine der vier Gentechnikexperten auf dem Podium. Denn die Kommission plane, die gesetzliche Gentechnikregulierung auf nationaler Ebene zu verbieten.

92 Prozent sind für Kennzeichnung dieser Lebensmittel

Daniela Wannemacher, BUND-Leiterin Gentechnikpolitik, ergänzte, dass die dann bei Lebensmitteln ausbleibende Nachverfolgbarkeit „weitreichende Folgen für unsere Ernährung“ habe. Zudem hätten die Verbraucher, so Wolfgang Schleicher, Bündnissprecher im Genfrei-Bündnis BW, künftig kein Recht mehr zu wissen, was in den Lebensmitteln drinsteckt.

MdB Harald Ebner, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz, verwies als Moderator auf eine aktuelle Forsa-Umfrage, wonach sich 92 Prozent der Befragten für eine Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln aussprechen. Martin Häusling, MdEP und agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Greens/EFA, führte aus, die mit der Gentechnik verbundene Patentierung erschwere die Züchtungsarbeit.

Unterschrieben haben die Ulmer Erklärung Theo Düllmann (Genfrei-Bündnis), Jana Rettig (BUND), Robert Jungwirth (Bündnis für Artenvielfalt), die Gentechnik-Experten auf dem Podium, Michael Joukov (MdL Grüne) und Moderator Ebner. Mehr unter www.genfrei-ulm.de.

 

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